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Künstler: Heaven shall burn

Album: Deaf to our prayers

Erscheinungsjahr: 2006

Anspieltipp: All killers, no fillers!

Autor: Markus

Die ostdeutsche Formation Heaven shall burn steht seit jeher nicht nur für formidable Tonkunst in der Schnittmenge aus Death Metal und Hardcore, sondern beeindruckt überdies beständig mit intelligenten textlichen Botschaften, die nicht selten gesellschaftliche Missstände anprangern oder auf historische Ereignisse verweisen. Bereits auf ihren letzten beiden Langrillen „Whatever it may take“ (2002) und „Antigone“ (2004) begnügte sich die Band  keineswegs damit, knüppelharte Tanzflächenfeger zu kreieren, sondern unterlegte ihre kämpferischen Kompositionen mit durchdachten lyrischen Ergüssen, die nicht wenige Anhänger des thüringischen Quintetts zum Nachdenken anregten und sich meilenweit vom textlichen Einheitsbrei innerhalb der Schwermetallszene abhoben. „Wir wissen, dass es dort draußen genug Leute gibt, die bei Musik ihren Kopf gleichzeitig zum Bangen UND zum Denken benutzen wollen - darum geht es uns!“ ließ Gitarrist Mark Weichert unlängst verlauten und traf damit den Nagel auf den Kopf. Selbstredend haben Heaven shall burn auch auf ihrem neuesten Longplayer „Deaf to our prayers“ Wort gehalten und präsentieren eine Platte, die dem selbst gesetzten intellektuellen Anspruch voll und ganz gerecht wird. Wurde der Albumtitel ihres neuesten Outputs der englischen Übersetzung eines Heinrich-Heine-Gedichts entliehen, so beschäftigen sich die Texte teilweise mit der menschenunwürdigen Situation der Arbeiter während der industriellen Revolution und zeigen sich von Gerhart Hauptmanns Drama „Die Weber“ inspiriert („Of no avail“, „The final march“). Song Nummer sieben namentlich „Armia“ beschäftigt sich hingegen mit dem aussichtslosen Kampf polnischer Partisanen gegen deren Besatzungsübermacht im August 1944.

Auch musikalisch manifestieren Heaven shall burn ihren über die Jahre hart erarbeiteten Ausnahmestatus mit Vehemenz, ohne allerdings gänzlich neues Terrain auszukundschaften. Zwar hat man den Death Metal Anteil innerhalb der insgesamt elf Kompositionen großzügig ausgeweitet, wohingegen die Hardcore Elemente nun endgültig mit der Lupe gesucht werden müssen, dennoch darf „Deaf to our prayers“ im Großen und Ganzen als nächster logischer Schritt nach „Antigone“ angesehen werden. Das thüringische Quintett hat seine Stärken gebündelt und veröffentlicht mit viel Liebe zum Detail ausgetüftelte Stücke, die sämtliche bandeigenen Trademarks aufweisen, dabei aber deutlich aggressiver und weniger trendig aus den Boxen tönen als in der jüngeren Vergangenheit. Die auf dem Vorgänger eingearbeiteten melancholischen Zwischenspiele wurden außen vor gelassen, stattdessen gibt es über die volle Albumdistanz hochaggressive Klangkonstrukte zu hören, die allesamt trotz der omipräsenten Härte ein beachtliches Hymnenpotential zu Tage treten lassen. Heaven shall burns Plattenlabel Century media Records lügt nicht, wenn es behauptet, die Formation sei endgültig bereit, die Barriere zwischen Hardcore und Metal einzureißen. Songs wie der knüppelharte und mit gänsehautartigen Gitarrenläufen ausgestattete Opener „Counterweight“, das melodische, zugleich aber auch tief im Death Metal verwurzelte „Trespassing the shores of our world“ oder das elegische „Of no avail“ sind Musterbeispiele für hochklassig konzipierte Tonkunst angriffslustiger Machart und gehören ohne Zweifel zu den besten Stücken, die jemals im Metalcore Genre veröffentlicht wurden. Aber nicht nur die soeben aufgeführten Nummern genügen allerhöchsten Ansprüchen. Heaven shall burn gelingt es spielend über die gesamte Spieldauer, die versammelte nationale wie internationale Konkurrenz ziemlich alt aussehen zu lassen.

War bereits „Antigone“ mit einer nahezu vollkommenen Produktion versehen, so konnten hinsichtlich der Klagverpackung heuer wiederum neue Standards gesetzt werden. Die erstmalige Zusammenarbeit beim Mix mit Jacob Hansen hat sich offensichtlich ausgezahlt und „Deaf to our prayers“ einen wahrhaft apokalyptischen Sound verpasst. Auch das großartig düstere Coverartwork darf als vollends gelungen angesehen werden und rundet eine teilweise anbetungsbedürftige Langrille ab, die ohne wenn und aber innerhalb der nächsten  Jahre als Messlatte für alle musikalisch ähnlich gelagerten Veröffentlichungen herhalten muss.

 

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